Vaskulitis Nachrichten 5.1: Wie mit Corona umgehen

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In den USA hat die Vasculitis Foundation für ihre Mitglieder Ärzte interviewt und um Ratschläge gebeten, wie Vaskulitispatienten am Besten mit der Corona-Krise umgehen sollten. Im Folgenden fasse ich diese Ratschläge zusammen:

Tatsächlich gehen die Ärzte und Wissenschaftler, wie die Stiftung berichtet, davon aus, dass alle Vaskulitis-Patienten, vor allem diejenigen, die aktuell und laufend immunsuppressiv behandelt werden, entweder mit Cortison, einem chemischen Medikament wie Methotrexat oder Azathioprin oder mit einem Biological wie Rituximab, sich sowohl leichter anstecken mit Corona als auch mit einem schwereren Krankheitsverlauf rechnen müssen. Auch diejenigen Vaskulitis-Patienten, die aktuell nicht mehr immunsuppressiv behandelt werden, haben ein höheres Ansteckungsrisiko und sind eher von einem schweren Krankheitsverlauf betroffen!

Deshalb lautet der erste Ratschlag, sich von Menschenansammlungen aller Art möglichst entfernt zu halten und eine möglichst strikte Hygiene einzuhalten. Häufiges Händewaschen und -desinfizieren steht da an erster Stelle. Das Tragen von Einweghandschuhen, wenn man sich außerhalb der eigenen Wohnung bewegt, kann hilfreich sein. Dennoch müssen die Hände nach dem Tragen der Handschuhe gründlich gewaschen werden, denn sie schirmen nicht 100%ig ab! Offene Wunden, auch kleine Schnitte am Finger, sollten sauber verbunden sein, damit das Virus da keine Eingangspforte findet. Das Desinfizieren von oft benutzten Oberflächen, wie Tür- oder Kühlschrankklinken und Küchentische, ist sinnvoll. Offene Lebensmittel, wie an der Bedienertheke aufgeschnittener Käse, Wurst oder Brot, oder Salat sollte man in der jetzigen Situation eher meiden, Brot ggfs. im Toaster vor dem Genuß rösten, Gemüse erhitzen, Obst gründlich waschen bzw. schälen.

Atemschutzmasken sind leider, zumindest in Deutschland, schon seit Wochen für Privatleute nicht mehr erhältlich. Ob die hier und da online angebotenen Masken wirklich vor Viren schützen, ist laut Experten recht fraglich. Da sollte man sich also besser nicht drauf verlassen. Wer von den Vaskulitis-Patienten kann, sollte deshalb einfach möglichst zuhause bleiben. Das gilt auch für nahe Angehörige oder Freunde, mit denen man im selben Haushalt lebt, denn sie können Überträger der Krankheit werden.

Achten Sie dann aber auf Außenkontakte per Telefon oder Internet, denn es kann irgendwann durch die weitgehende Isolation auch ein „Quarantäne-Koller“ drohen. Musik heitert das Gemüt auf. Vielleicht holen Sie Ihr Musikinstrument, das lange in der Ecke lag, wieder hervor, oder legen jeden Morgen in der Küche oder Wohnzimmer eine Tanzsession ein? Versuchen Sie, einen festen Tagesplan einzuhalten, in den sie auch Gymnastik, wenn Sie mögen, auch durch Nutzung eines Online-Angebotes, einplanen, denn Bewegung ist gerade jetzt wichtig, weil sie das Immunsystem anregt. Nutzen Sie deshalb, gerade bei schönem Wetter, Ihren eigenen Garten oder Balkon, ein nachbarschaftliches Schwätzchen sollten Sie aber, wenn überhaupt, nur auf einen Abstand von mindestens 2 m zum Nachbarn halten. Auch Spaziergänge in Wald und Flur, etwa zum Gassigehen mit dem Hund, sind, solange keine totale Ausgangssperre staatlicherseits erlassen wird, möglich, solange Sie sich von anderen Spaziergängern und Wanderern weit entfernt halten, und nicht etwa mit dem Öffentlichen Nahverkehr dorthin fahren müssen. Wenn Sie Einkäufe tätigen müssen, nutzen Sie die Zeiten, in denen wenig andere Kunden in den Geschäften zu erwarten sind – meiden Sie also nach Möglichkeit den Samstag als Einkaufstag und die Zeiten nach 16:00 Uhr, wenn auch die Berufstätigen in die Geschäfte kommen.

Notwendige, regelmäßige medizinische Kontrollen, wie Blut- und Urintests, sollten Vaskulitis-Patienten weiterhin wahrnehmen. Im Wartezimmer sollte man dann natürlich möglichst einen Abstand von 1 bis 2 m zu anderen Patienten wahren. Besser: Rufen Sie vorher an und vereinbaren Sie mit der Arztpraxis einen Zeitpunkt, an dem möglichst wenige andere Patienten in der Praxis erwartet werden. Gerade Vaskulitis-Patienten jedoch, die bereits länger und stabil in Remission sind, können mit ihrem behandelnden Arzt zusammen überlegen, ob Tests ein paar Wochen hinausgeschoben werden können.

Zur Zeit besteht ärztlicherseits der Konsens, dass Vaskulitis-Patienten ihre Biological-Infusion weiterhin, wie vorgesehen und terminiert, erhalten sollten.

Wenn der Impfstoff noch erhältlich ist, wird empfohlen, dass Vaskulitis-Patienten sich gegen die Pneumokokken-Lungenentzündung impfen lassen. Die Impfung verhindert, dass sich auf eine evtl. Corona-bedingte Lungenentzündung noch eine bakterielle Pneumokokken-Lungenentzündung draufsetzt und so die Lage für den Patienten verschlimmert. Voraussetzung für die Impfung ist natürlich, dass Sie nachweislich noch nicht an Corona oder einer anderen Infektion leiden.

Da es bisher noch keine Medikamente /Therapien gegen das Corona-Virus gibt, kann es auch keinerlei Wechselwirkungen mit Vaskulitis-Medikamenten geben.

Symptome

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Die Symptome einer Corona-Infektion ähneln denen einer Influenza. Ein Mensch, der sich Corona eingefangen hat, kann – muss aber nicht- innerhalb von 14 Tagen nach der Ansteckung bekommen:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Husten
  • Kurzatmigkeit
  • Erschöpfung
  • (in ca 30% der Fälle in Heinsberg) Übelkeit und Durchfall
  • Gliederschmerzen
  • Komplikationen wie Lungenentzündungen

Deutsche Wissenschaftler unter Leitung von Prof. Dr. Hendrik Streeck haben durch Befragung von 100 Deutschen Corona-Patienten in Heinsberg herausgefunden, dass rund 70% der Betroffenen 2 bis 3 Tage lang eine Veränderung ihrer Geschmacks- und Geruchswahrnehmung erleben. Plötzlich schmeckt ein Gericht anders oder fies, plötzlich riecht eine bestimmte Nahrung komisch oder garnicht. Das geschieht in der ersten Phase der Infektion, wenn noch gar kein Fieber und kein Husten aufgetreten ist! (Detaillierte Info zu dieser Studie über Prof. Dr. Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie and Institut für HIV Forschung an der Universität Bonn, Deutschland).

Wie infiziert man sich?

Da Corona eine Atemwegserkrankung ist, und sehr ansteckend ist, infiziert man sich sehr leicht im engen Kontakt mit einer bereits erkrankten Person. Dafür reicht es aus, wenn diese Person in einer Entfernung von 1 bis 2 Metern niest oder hustet. Aber auch wenn diese Person bereits fort ist, können sich in der Luft noch eine Zeit lang kleine Tröpfchen mit dem Virus befinden, die auch noch ansteckend sind. Diese Gefahr nimmt ein wenig ab, wenn die Außentemperatur über 25 Grad ansteigt, weil es dem Virus dann schwerer fällt, in diesen kleinen Tröpfchen lange zu überleben.

Die Wissenschaftler sind sich noch nicht sicher, ob das Corona – Virus einen Menschen infizieren kann, wenn er eine Oberfläche berührt, auf der sich das Virus befindet – etwa eine Türklinke oder ein Lenkrad – und danach sich an Mund, Nase oder Augen fasst. Laut einer neuen Studie kann das Virus anscheinend bis zu 3 Tagen auf Metall- und Plastikoberflächen überleben, auf rauhem (Verpackungs-)Karton – denken Sie an Postsendungen, aber auch manche Lebensmittelverpackungen – ca. 3 Stunden, eine neuere Studie kommt auf 24 Stunden. Möglicherweise erklären sich die Zeitunterschiede durch unterschiedlich glatte Karton- und Papiermaterialien, sowie Unterschiede in Temperatur und Luftfeuchtigkeit, die es dem Virus erlauben, länger oder eben auch kürzer zu überleben. Am Besten ist es da, eine durchgehende Hygiene einzuhalten und die Hände z.B. nach dem Empfang und Öffnen der Post direkt gründlich zu waschen. Versuchen Sie generell, sich möglichst wenig ins Gesicht zu fassen.

Für uns alle ist es aber eine gute Nachricht, dass das Corona-Virus – im Gegensatz zum Erkältungs-Erreger – nicht überall in der Umwelt vorhanden ist. Alle Hunde- und Vögelbesitzer können außerdem aufatmen: Diese Haustiere übertragen das Corona-Virus nicht! Allerdings raten die Ärzte dennoch, sich nach jedem Streicheln des Tieres die Hände zu waschen und sich nicht das Gesicht abschlecken zu lassen.

Bei Katzen sieht die Lage anders aus. Eine Studie chinesischer Wissenschaftler, die am 09.April 2020 im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurde, zeigt auf, dass Hauskatzen sich durchaus mit dem Corona-Erreger – auch ihres Besitzers – infizieren und die Infektion an andere Hauskatzen weitergeben können. Die Wissenschaftler mußmaßen nun, dass Katzen eine Rolle bei der Ausbreitung des Corona-Virus in Wuhan gespielt haben. Beweisen können sie das allerdings noch nicht. Erkrankte Katzen sollten die Besitzer aber in Quarantäne nehmen.

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Wer sollte sich testen lassen?

Auf Corona testen lassen sollten sich, laut dem US-amerikanischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -Vorsorge (CDC) und das stimmt mit deutschen Empfehlungen überein, die Patienten, die

  • Fieber haben oder Symptome einer Erkrankung der unteren Atemwege haben (Husten oder Kurzatmigkeit) UND die einen engen Kontakt gehabt haben mit jemandem, der bereits mit Corona diagnostiziert ist
  • Fieber haben oder Symptome einer Erkrankung der unteren Atemwege UND vor kurzem in ein Hochrisikogebiet gereist waren (wie China, Italien, Österreich, Frankreich, Korea, Iran, Schweiz)
  • Fieber haben und schwere Symptome einer Erkrankung der unteren Atemwege (wie Lungenentzündung, Atemnot), die eine Einweisung in ein Krankenhaus erfordern UND die keine andere Diagnose haben (wie Erkältung).
  • Laut Empfehlung des Robert-Koch-Instituts von heute (26.03.2020) auch Patienten der Risikogruppen, die Fieber haben und/oder Symptome einer Erkrankung der unteren Atemwege (Husten oder Kurzatmigkeit), auch wenn sie keinen Kontakt gehabt haben zu einem Corona-Infizierten bzw. nicht in einem Risikogebiet gewesen sind.

Vaskulitis-Patienten sollten jedoch, wenn sie eins oder mehrere der oben beschrieben Symptome einer Atemwegserkrankung bei sich selbst feststellen, nicht in Panik verfallen und Ruhe bewahren.

Sie sollten aber unverzüglich ihren behandelnden Rheumatologen und/oder Hausarzt telefonisch (!) – um die eventuelle Corona-Infektion nicht in die Praxis hineinzutragen – kontaktieren, um mit ihrem Arzt sehr zeitnah die nächsten Schritte zu besprechen und, wenn nötig, einzuleiten!

Wie geht es weiter?

Zur Zeit gibt es noch keine Impfung gegen das Corona-Virus. Es wird spekuliert, ob es erst nächstes Jahr oder vielleicht doch schon im Herbst diesen Jahres einen Impfstoff geben wird. Es gibt leider auch keine speziell gegen das Corona-Virus gerichtete Medikamente, aber die Ärzte können helfen, die Symptome eines betroffenen Patienten zu lindern und sie können den Krankheitsverlauf überwachen, um zur Not den Patienten mit intensivmedizinischen Maßnahmen zu stützen.

Klar ist, dass, auch wenn die jetzige Corona-Welle in 6 -8 Wochen hoffentlich abgeebt ist, das Virus nun einmal in der Welt ist und nicht wieder verschwinden wird. Eine Ansteckung wird daher weiterhin, auch nach der aktuellen Welle und auch Monate später, vor allem in den kalten Herbst- und Wintermonaten, möglich sein, und eine potentielle Gefährdung für Vaskulitis-Patienten darstellen, solange, bis ein Impfstoff und /oder ein Medikament gegen das Virus gefunden worden ist. Das Einhalten einer peniblen (Hände-)hygiene ist also jedem Vaskulitis-Patienten und seinen/ihren Angehörigen auch langfristig anzuraten.

Weitere Info

Info-Seite des Robert-Koch-Instituts zu Corona

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