
Der kleine Origami-Kranich im Bücherregal, frühmorgens fällt er mir noch ins Auge. Bei frühlingshaften, ja fast frühsommerlichen Temperaturen im Rheinland scheint nach langer Zeit wieder die Sonne von einem blauen Himmel. Warm und sonnig genug für die Kraniche, die jedes Jahr aus Spanien ihren Weg über mein Haus gen Norden nehmen. Aber dennoch, jetzt im Februar wäre es schon noch reichlich früh.
Werden sie heute kommen?

Als ich mittags ein paar Sommerblüher, die in der Garage überwintern, das erste Mal im neuen Jahr wieder heraus in die Sonne stelle, sind sie dann direkt über mir. Langgezogenes, rhytmisches Rufen. Sie fliegen sehr niedrig, große, schwarze Silhouetten gegen den blauen Himmel, bestimmt mehrere Hundert Kraniche, ein langer, V-förmiger Zug der majestätischen Vögel.
Jetzt besteht ein Zweifel mehr, der Frühling hält Einzug!

„Merke du auf, sobald du des Kranichs Stimme vernommen,
Hesiod
Der alljährlich den Ruf von der Höh’ aus den Wolken dir sendet
Bringt er die Mahnung doch zum Säen,
verkündet des Winters Schauer…“

Sieh da , sieh da Timotheus, die Kraniche des Ibykus schrieb schon Schiller:
Schon winkt auf hohem Bergesrücken
Akrokorinth des Wandrers Blicken,
Und in Poseidons Fichtenhain6
Tritt er mit frommem Schauder ein.
Nichts regt sich um ihn her, nur Schwärme
Von Kranichen begleiten ihn,
Die fernhin nach des Südens Wärme
In graulichtem Geschwader ziehn.
»Seid mir gegrüßt, befreundte Scharen!
Die mir zur See Begleiter waren,
Zum guten Zeichen nehm ich euch,
Mein Los, es ist dem euren gleich.
Von fernher kommen wir gezogen
Und flehen um ein wirtlich Dach.
Sei uns der Gastliche7 gewogen,
Der von dem Fremdling wehrt die Schmach!
😉
Respekt, Respekt, unbreakable Ralf! 🙂 So viel Schiller hätt ich nicht gekonnt! 🙂
Die Kraniche finden „ein wirtlich Dach“ im Naturschutzgebiet bei Minden. Dort gibt es flache Gewässer, wo sie dann übernachten können. Bin gespannt, wann Sie bei Euch auftauchen, haltet schon mal Ausschau!
Bei uns (Wetterau – Rhein-Main-Gebiet) sind sie in der letzten Woche auch schon zurück nach Nord-West geflogen. Viel zu früh gegen sonst!
Dem kann ich nur zustimmen. Vor 20 Jahren sind sie hier frühestens Mitte März gewesen. Im Herbst waren sie schon Mitte/Ende Oktober wieder gen Süden unterwegs. Letztes Jahr sind sie aber erst in der dritten Woche November auf dem Rückflug gewesen. D.H. sie bleiben mittlerweile nur noch 11 Wochen im Winterquartier im Süden, gegenüber 18-20 Wochen durchschnittlich vor 20 Jahren. Da muss man schon sehr ignorant sein, wenn man den Klimawandel nicht sehen will….
Kraniche hatten wir mal, daher der Stadtname „Kranenburg“ an der holländischer Grenze.
Dafür heut zu Tage im Winter viele Gänse, die, wie die Kraniche wieder zurückfliegen. Frühling ist’s.
https://www.lokalkompass.de/bedburg-hau/c-natur-garten/und-fruehling-ists_a1076577
Hallo ranranshi, freue mich, wieder mal von Dir zu lesen! Ja, der Niederrhein ist mittlerweile ein Haupt-Winterquartier für Gänse, oder? Warum die Kraniche nicht mehr kommen? Vielleicht, weil es keine flachen Gewässer mehr in der Gegend gibt, in denen sie sicher vor dem Fuchs – und mittlerweile ja wieder Wolf – übernachten können?
Danke für den Link auf Dein Frühlingsgedicht!
LG Federfluesterin