Ein Sänger auf Abwegen

(c) Dietmar Meinert / pixelio.de

Opern gegenüber bin ich seit Kindsbeinen völlig abhold. Klassischen Gesang empfand ich schon immer als unnatürlich, überzogen und künstlich. Nur im Daschsalon lasse ich mich in die Welt der Kunstlieder entführen, aufgrund des überzeugenden Konzepts und der charmanten Moderation der Salonière.

Dennoch habe ich mir schon oft, anstatt des mit Kunstallüre verbrämten Gekrächze so mancher Rock-, Pop- und Jazzmusikgrößen, ausgebildete Stimmen gewünscht, die einem Lied stimmlichen Gehalt und Brillianz, oder – im Laufe der Zeit bin ich bescheidener geworden – einfach nur Wohlklang geben könnten.

Thomas Quasthoff 2010, Foto: Elke Wetzig/CC-BY-SA

Mein Wunsch geriet wohl endlich in Thomas Quasthoffs Ohr, denn der stimmgewaltige klassische Bariton und Professor für Gesang der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin ist privat dem Jazz erlegen, und lässt uns erfreulicherweise daran Teil haben. Swinging Spass, als er 2008 mit Bobby McFerrin auf dem Jazzfestival an der Wiener Staatsoper aufgetreten ist.

Spass am Jazz auch beim Konzert mit dem Spardosen-Terzet oder in der Dokumentaire über ihn „The Dreamer-Thomas Quasthoff“ von Michael Harder. Leise Töne gelingen dem Sänger jedoch auch, mit dem verträumten „Moon River“, dem melancholischen „Georgia on my mind“ und dem Gospel „Swing Low, Sweet Chariot“

Sein zweites, großes Jazzkonzert gestaltet der Sänger in lockerer Atmosphäre mit befreundeten Musikern, Bruno Müller, Frank Chastenier, Dieter Ilg und Wolfgang Haffner, und man merkt ihm und den anderen in der Band die Freude am gemeinsamen „Jazzen“ an. Besonders gelungene Stücke scheinen alle zusammen zu genießen.

(c) J.Kasperek / pixelio.de

Und für mich ist es ein Genuß, einen Jazzsänger zu erleben, der mit seiner Stimme umzugehen weiß, je nachdem, in Stille oder mit großem Temperament in der Musik aufgeht, trotzdem keine gelackte Professionalität erzeugt und uns damit einen authentischen Jazz schenkt.

Die dazugehörige CD „Tell it like it is“ ist mein Tipp als Weihnachtsgeschenk.

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3 Antworten zu Ein Sänger auf Abwegen

  1. Kiki Suarez schreibt:

    Ich liebe die Oper auch sehr. Kiki

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    • federfluesterin schreibt:

      Ich weiß, es gibt richtige Opernliebhaber. Mir hat sich diese Kunstform nie erschlossen. Das liegt am klassischen Gesang an sich. Ein Musical, das anders gesungen wird als eine Oper, kann ich mir schon anhören. Oder Gershwin. Beides klingt in meinen Ohren nicht so künstlich.

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  2. Kiki Suarez schreibt:

    Ja, siehst Du, mir gefallen Musicals nicht, Gershwin aber auch. Ich werde mir jetzt bei iTunes mal diese Jazzplatte kaufen. Bin ich ja mal gespannt.

    KIKI

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